Wo kemen wi to dit Eten?

Spätestens seit dem 17. Jahrhundert hat unsere Bohne ihren Weg von Südamerika nach Ostfriesland gefunden.
Es gab viele gute Gründe, warum sie hier so einen wichtigen Stellenwert einnahm.
Die Bodenverhältnisse  und das Klima begünstigen den  Anbau und Folgesaaten ermöglichten eine lange Ernteperiode. Im April nach den Eisheiligen gesetzt, konnte bei guter Witterung von Juli bis Oktober geerntet werden.
Um sie haltbar zu machen, wurden die Bohnen getrocknet oder eingesalzen.Dadurch bekamen sie ihren typischen Geschmack, der sie auch heute noch unverwechselbar macht.

Die Bohnen gehörten in der Winterzeit zur Grund- und Selbstversorgung besonders auch der großen Familien samt „Volk“ (Gesinde) auf den Höfen. Sie waren in großen Mengen als Eintopf einfach zuzubereiten und auch zum Aufwärmen geeignet. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts war oftmals nur eine (offene) Kochstelle vorhanden und mit Brennmaterial mußte sparsam gewirtschaftet werden. werden.

„Updrögt Bohnen, dat is so ’n rechte Schipperköst.“

Bohnen sind sehr nahrhaft und sättigend  und enthalten viel pflanzliches Einweiss und Kohlehydrate, genau das, was für die schwere körperliche Arbeit notwendig war. Die Zutaten richteten sich nach den Möglichkeiten. Am liebsten mit einem „Stück Speck, groot as ’n Gesangbook“ gekocht, mit Mettwürsten oder  nur mit Fett oder Talg. Kartoffeln wurden mitgekocht und durchgestampft.  Da Ostfriesland von Natur aus waldarm ist, wurde das Geschlachtete nicht geräuchert sondern luftgetrocknet und gab den Gerichten damit seinen typischen Geschmack.

„s’winters krieg’n wi een Dag drög
un anner Dag Snippelbohnen“

Die großen Mengen an Bohnen, die den ganzen Winter reichen sollten,wurden meist in Gemeinschaft verarbeitet, das  Ströpen und Uprijen  an den länger werdenden Abenden  in geselliger Runde durchgeführt. Die als „Bohntje-“oder „Kniepabend“ bezeichneten Zusammenkünfte waren immer auch für junge Mädchen eine Gelegenheit, sich zu treffen. So wird erzählt, dass bei „Tee und kleinen Kuchen“ die neuesten Schürzenmuster vorgeführt, viel gelacht und gesungen wurde. Die Länge der Bänder richtete sich dabei nach dem Abstand der Balken, „damit sie an der Balkendecke, von einem Balken zum anderen geschwungen schön ebenmäßig in Reih und Glied sich präsentieren konnten.“*

Schon die Jüngsten wurden zur Bohnenernte herangezogen, was nicht immer begeistert aufgenommen wurde. Ältere Ostfriesen wissen noch zu berichten, dass  sie  dann mit  5 Pfenning  für ein Band „Plünnerbohnen“, wie sie schon mal abwertend bezeichnet wurden. (Plünnen: Wäsche, wie Plünnen auf der Leine) motiviert wurden.. Zuvor wurde  jedoch geprüft, ob die Bohnen auch wirklich straff aufgezogen und die Lücken nicht zu groß waren. Profitiert von diesem Geschäft hat vor allem der Kaufmannsladen an der nächsten Ecke, bei dem der Verdienst umgehend in Süßigkeiten umgesetzt wurde.

Die  Verarbeitung zu Insett Bohnen wurde mit speziellen Schnippelmaschinen von Hand durchgeführt und ein ähnlichs Ereignis, Der Gärungsprozess stellte allerdings oftmals eine Herausforderung an die Geruchsnerven dar. Da das Ergebnis dieses Prozesses aber äußerst lecker und herzhaft war, auf das man nicht verzichten wollte, kam es in dem ein oder anderen ostfriesischen Haushalt schon mal zur Arbeitsteilung. Die Frau des Hauses sorgte für das Ansetzen in großen Püllpotten, der Hausherr für die Pflege der streng riechenden Köstlichkeit. Das hieß. Dass er das Decktuch wechselte und den augelegten Holzdeckel und Stein reinigte.  In manchen Familien waren insett Bohnen das traditionelle Neujahrsessen.

*Jan van Dieken: Pflanzen im ostfriesischen Volksglauben und Brauchtum in Ostfriesland.