Updrögt Bohnen und Insett Bohnen, ihre Bevorratung und Zubereitung sind eng mit der Geschichte Ostfrieslands und damit dem älteren Teil der Bevölkerung verbunden. Das betraf das gemeinsame „Ströpen“ und „Upriehen“ der Buschbohnen. Dann kam das Schnippeln und Einlegen der zeitlich folgenden Salz(Insett)bohnen. Es stellte auch immer ein gesellschaftliches Ereignis dar, bei dem (hauptsächlich) die Frauen zusammen kamen, sich austauschten und ihre Technik an die nächste Generation weiter gaben.
Als 2004 der Internationale Gastronomie Award Waddensea in Ostfriesland vorbereitet wurde, war es Frau Dr. Hedwig Hangen, Kulturhistorikerin und Jurymitglied aus Aurich, die darauf hinwies, dass sich eine regionale Küche nicht nur durch die Nutzung regional erzeugter Produkte auszeichnet, sondern auch durch das Angebot solcher Gerichte, die für eine Region Tradition und Unverwechselbarkeit bedeuten. Es hieß, sich alter Rezepte zu erinnern, die, modern zubereitet, nicht nur lecker, sondern auch gesund und erschwinglich sind. Dr. Hangen weiß, wovon sie spricht. Zum einen ist sie Ostfriesin und kennt die einheimischen Gerichte von Kindheit an. Zum anderen befaßt sie sich schon seit längerem wissenschaftlich mit dem Thema ‚Essen und Trinken in Ostfriesland.‘
Updrögt Bohnen und Insett Bohnen gehören unbedingt dazu. Nur sind sie heute kaum noch in der Gastronomie oder auf den Märkten zu finden. Ein Grund ist der hohe Arbeitsaufwand dieser alten Konservierungsmethoden, der die Produkte übermäßig verteuert. Ein weiterer Grund ist, dass kaum noch Gemüse in den Hausgärten angebaut wird, dass die früher typische Geselligkeit des gemeinsamen Ströpens und Schnippelns durch die Veränderung der Familienstrukturen, der Arbeitsbedingungen und des Freizeitverhaltens verloren gegangen ist. Veränderte Arbeitsbedingungen sind es auch, die zu neuem Ernährungsverhalten führten. Die traditionellen Rezepte sind auf schwere körperliche Arbeit ausgerichtet und entsprechend kalorienreich. Hier gilt es, eine Anpassung an moderne Essgewohnheiten und an eine anspruchsvolle Gastronomie vorzunehmen.
Sich auf die neuen Bedingungen einzulassen und damit ein Stück osfriesischer Ernährungskultur dauerhaft lebendig zu erhalten, war auch das Ziel von Gerd Campen, der sich seit mehr als 15 Jahren in Form einer Erzeugergemeinschaft für Kartoffeln und Gemüse mit 5 Landwirten aus der Marsch für die stärkere Vermarktung regionaler Produkte und den Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft einsetzt. Als Ostfriese ist er seit 50 Jahren mit der Verarbeitung der Bohnen vertraut. Er nahm sich dieses Projektes an: zum Sammeln, Sondieren und Ausprobieren. Wir haben Landwirte in ganz Ostfriesland gefunden, die insgesamt einen ha für Updrögt Bohnen und 3000m² für insett Bohnen beackert und Sponsoren, die uns finanziell unterstützt haben.
Wir sind vielen älteren Menschen begegnet, die uns wichtige Tips zur Bearbeitung gegeben und dabei ihre persönlichen Geschichten erzählt haben. Wir haben feststellen können, dass auch junge Leute für diese Art von Handarbeit zu begeistern sind. Und schließlich haben sich Strukturen entwickelt, die es ermöglichen, einfacher an die Bohnen zu kommen, sei es für den privaten Klein- oder gewerblichen Großbedarf.